Der überlegene Wahlsieg von Karina Dörk bei der Stichwahl um den Landratsposten hat politische Folgen. Die CDU strebt nach einem Wechsel in der Kreispolitik. Die SPD verliert einen beliebten Landrat und eine einflussreiche Führungskraft.
Karina Dörk hat noch nicht einmal ihren Job als Bürgermeisterin in Strasburg kündigen können. Der Wahlkampf war zu hektisch. Außerdem konnte niemand davon ausgehen, dass bei der zu erwartenden geringen Wahlbeteiligung wirklich ein Ergebnis vorliegen würde. Von ihren Kündigungsfristen hängt nun ab, wann sie frühestens ihren neuen Posten als erste Landrätin in der Geschichte der Uckermark antreten kann. Sie kehrt damit in jene Etage der Roten Kaserne in Prenzlau zurück, in der sie einst als Stellvertreterin arbeitete. Ihren früheren Chef Dietmar Schulze schickt sie ab 31. Mai in Rente.
Doch mit dem vom Wähler überdeutlich geforderten Politikwechsel an der Spitze des Landkreises müssen sich im Nachgang die Parteien auseinandersetzen. Warum verliert ein SPD-Landrat so haushoch, der allseits beliebt war und unter dessen Regie der Riesenschuldenberg abgebaut wurde? „Wir haben es offenbar nicht vermocht, unsere Erfolge darzustellen“, sagt SPD-Kreisfraktionschef Frank Bretsch. „Und wir haben natürlich einen weniger aggressiven Wahlkampf gemacht als die CDU. Rücksichtslosigkeit gehört eben nicht zur Stärke der SPD.“ Die CDU hatte auch auf das Rentenalter des Kontrahenten angespielt.
Doch wer den Wahlkampf verfolgte, musste erleben, wie Dietmar Schulze fast ausschließlich mit seiner Person und mit der Fülle seines Amtes als Einzelkämpfer punktete. Die Unterstützung seiner Partei steht in keinem Verhältnis mit dem engagierten Aufgebot der CDU-Reihen für Karina Dörk. Ergebnis: Selbst in der klassischen SPD-Hochburg Schwedt holte die Herausforderin 61,3 Prozent der Stimmen.
Die Christdemokraten holten nun nach 16 Jahren das Landratsmandat zurück. Aus ihrer Sicht haben solche strittigen Fragen wie die heftig diskutierten Kürzungen im Busverkehr, mangelnde Digitalisierung oder der abgeschaffte 24-Stunden-Einsatz im Rettungsdienst den Wählerwillen ebenso beeinflusst wie das bereits öffentlich gewordene schlechte Arbeitsklima in vielen Bereichen der Kreisverwaltung. „Das Gute ist, dass jetzt ein neuer Stil einzieht“, so der CDU-Landtagsabgeordnete Henryk Wichmann. „Wir haben in der Vergangenheit eine große Überheblichkeit in der Verwaltungsspitze festgestellt.“ Außerdem hätten die Menschen durchschaut, dass die SPD bereit gewesen sei, die Uckermark im Zuge der Kreisreform zu „verkaufen“.
Für Dietmar Schulze ist nicht nur die Niederlage, sondern deren Deutlichkeit ein herber persönlicher Schlag, hat er doch acht Jahre auch über enge politische Kontakte in die Landesregierung die Uckermark stärken können. „Ich bin kein Wahlkämpfer“, sagt er. „Und natürlich war ich schon in der ersten Runde sehr enttäuscht über den Ausgang.
Karina Dörk steht jetzt vor einer Mammutaufgabe. Sie muss die Zusammenarbeit mit den Kreistagsfraktionen suchen. Denn dort haben SPD, Linke und FDP die Mehrheit, auch wenn es keine feste Koalition gibt. „Es geht um Sachthemen, also werde ich mit allen Fraktionen zusammenarbeiten. Jeder ist aufgerufen, sich mit guten Vorschlägen einzubringen.“
Die Linke verspricht schon mal, keine Total-Opposition zu machen. „Wir sind schon unserem Wählerauftrag schuldig, eine sachliche Zusammenarbeit zu pflegen“, erklärt Kreisgeschäftsführer Heiko Poppe. Die SPD ist dagegen „gespannt, wie die CDU das jetzt machen will“, sagt Frank Bretsch. Seit Jahren sei keine Möglichkeit einer Zusammenarbeit gewesen. Daher hatte er stets auf verlässliche Mehrheiten mit den Linken gesetzt. „Und dass der Kreis jetzt finanziell so gut dasteht, ist ein Ergebnis dieser Verlässlichkeit.“
Dietmar Schulze räumt in wenigen Tagen seinen Schreibtisch im Landratsamt, nimmt bis dahin noch Termine wahr und Resturlaub, gibt das Diensthandy ab und verabschiedet sich. „Ich kümmere mich dann um meine Rente.“
Quelle: Dieser Artikel erschien in der MOZ.