Großer Bahnhof an der Dorfgaststätte „Zum Schwanenteich“. Der Sender Antenne Brandenburg hatte zur Gesprächsrunde eingeladen. Im Fokus standen die langen Bauarbeiten an der B 198 und der Unmut der Bürger.
Im August ist geplant, die B 198 für Anlieger zu öffnen. Das bestätigt Albrecht Klein, Vorstandsvorsitzender des Landesbetriebs Straßenwesen am Montagabend zum Antenne-Brandenburg-Stammstisch. Ein voller Saal lauscht der Debatte um den Ausbau der Straße, von dem längst nicht nur die Ziethener betroffen sind. „Wir befürworten den Ausbau grundsätzlich. Weil für uns ein Radweg dabei herausspringt“, sagt Gemeindebürgermeister Michael Dupont. Das bringe Sicherheit und touristischen Anreiz.
Was die Bewohner nervt, sind die langen Wege. In der Diskussion meldet sich die Betreiberin einer Hundepension zu Wort. Sie gehört zu den Gebeutelten. Ein Kunde aus Angermünde sei aufgrund der gestiegenen Fahrzeit bereits abgesprungen. Der für mehr als ein Jahr gekappte kurze Weg in die Uckermark ist das Hauptproblem. Und zwar von beiden Seiten. Täglich rollen die Lkw von Felix Lösch, Geschäftsführer der Schwedter Firma Leipa Logistik über die Straße. Er diskutiert am Montagabend ebenfalls mit und sprach bereits in der Vergangenheit von über einer Million Euro Mehrkosten, die seinem Unternehmen durch die Vollsperrung der B 198 entstehen. Eine Vollsperrung, hinter der viele die Absicht vermuten, möglichst billig zu bauen.
Doch das sei nicht der Grund, erklärt Albrecht Klein. Stattdessen gebe es Einschränkungen durch die Biosphäre. Die Strecke liegt mitten im Reservat. Das mache ein anderes Vorgehen unter halbseitiger Sperrung bautechnisch nicht möglich. „Wir können keinen Millimeter nach links oder rechts ausweichen“ bekräftigt der Mann vom Landesbetrieb.
Ein Umstand, der den CDU-Landtagsabgeordneten Henryk Wichmann auf die Palme bringt. Es sei demnach kein bautechnisches, sondern ein naturschutzrechtliches Problem, meint er. Und das könne man ändern. Dafür werde er sich einsetzen. Die Uckermark bestehe zu 40 Prozent aus Schutzgebieten. Diese müssten aber nicht bis an den Rand von Straßenbaumaßnahmen heranreichen.
Jörn Klitzing, Kuratoriumsvorsitzender des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin meldet sich zur Diskussion am Montagabend mehrfach, kommt aber nicht zu Wort. „Alles der Biosphäre zur Last zu legen, halte ich für einseitig“, sagt er später auf Nachfrage der MOZ. Tatsächlich hatte das Landesumweltamt in seiner Stellungnahme zum Vorhaben darauf verwiesen, dass die Eingriffe in Natur- und Landschaft möglichst gering zu halten sind und empfohlen, wenn möglich trassengebunden zu bauen, teilt LfU-Sprecher Thomas Frey der Zeitung mit. „Dieser Empfehlung hätte die damals zuständige Planfeststellungsbehörde in ihrem Beschluss nicht im vollen Umfang folgen müssen“, macht er deutlich.
Neben den Opfern der langen Wege sind während der Debatte in Groß Ziethen auch die Menschen gefragt, die vom Verkehr auf den offiziellen und inoffiziellen Ausweichstrecken betroffen sind. „Eine Blechlawine wälzt sich durch Serwest, Britz und Chorin“, beschreibt Jörg Matthes, Amtsdirektor von Britz-Chorin-Oderberg. Er spricht von kaputten Straßen und Rissen in den Häusern.
Ein Anwohner aus Altkünkendorf berichtet davon, wie der Verkehr seit Beginn der Sperrung an seinem Grundstück vorbeirast, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Von seinem Uckermark-Dorf verläuft eine Kreisstraße durch den Grumsin nach Neugrimnitz im Barnim. Für sie gibt es möglicherweise Hoffnung. Die neue Uckermark-Landrätin Karina Dörk will ergründen, warum die vom Rentner angemahnte Tempo-60-Zone auf einem Teil der Strecke bisher scheiterte. Die marode Kreisstraße soll nach der B 198 in Angriff genommen werden. Sie sei bereits vorher eine Katastrophe gewesen.
Im nächsten Jahr könnte also etwas passieren. Denn fertig wird die B 198 schließlich bis Ende 2018. Oder? „Wir haben einen Vertrag und ich verlasse mich darauf, dass das Bauunternehmen vertragstreu ist“, sagt Albrecht Klein am Ende der Debatte.
Quelle: Dieser Artikel erschien in der MOZ.